Corporate Social Responsibility am Empfang
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CSR am Lieferanteneingang: ESG-Prinzipien im Servicebereich sichtbar umsetzen
Der Lieferanten- bzw. Serviceeingang großer Bürogebäude – häufig abseits der repräsentativen Lobby gelegen – ist weit mehr als nur ein funktionaler Hintereingang. Gerade hier, wo Dienstleister ein- und ausgehen, entscheidet sich im Alltag, wie ernst es ein Unternehmen mit Corporate Social Responsibility (CSR) und ESG-Prinzipien nimmt. Eine nachhaltige Unternehmensstrategie darf nicht an der Haupteingangstür enden. Vielmehr wird der vermeintliche „Back-of-House“-Bereich zum operativen und reputationsrelevanten Touchpoint, an dem sich glaubhaft zeigen lässt, dass ethisches Facility Management und nachhaltige Gebäudebewirtschaftung ganzheitlich gelebt werden. Neue gesetzliche Anforderungen – von der EU-Taxonomie und Nachhaltigkeitsberichten (CSRD) bis zum Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz – erhöhen den Handlungsdruck, alle Prozesse, auch am Serviceeingang, ESG-konform zu gestalten.
Lokale & nachhaltige Lieferantenkoordination
Eine nachhaltige Logistik und Anlieferungsstrategie ist der erste Schritt, um den Serviceeingang ESG-gerecht zu gestalten. Indem man regionale Lieferpartner einbindet und umweltfreundliche Transportmethoden fördert, lassen sich sowohl CO₂-Emissionen als auch Lärm und Verkehrsbelastung rund um die Laderampe reduzieren. Kurze Lieferwege durch lokale Vertragspartner stärken zudem die regionale Wirtschaft und senken den ökologischen Fußabdruck der Lieferkette. Wichtig ist ein durchdachtes Lieferantenmanagement, das ökologische Kriterien konsequent berücksichtigt.
Maßnahmen für grüne Lieferketten am Gebäudeeingang:
Bevorzugung regionaler Lieferanten: Setzen Sie nach Möglichkeit auf Zulieferer und Dienstleister aus der Region. Kürzere Distanzen verringern Transportemissionen und erleichtern Abstimmungen. Lokale Partnerschaften demonstrieren zudem Engagement für die Standortförderung.
Niedrig-Emissions-Fahrzeuge und Routenplanung: Fordern und fördern Sie den Einsatz von Elektrotransportern, Hybrid-Fahrzeugen oder Lastenfahrrädern für Lieferungen. Entwickeln Sie gemeinsam mit Logistikdienstleistern optimierte Touren, um Leerfahrten zu vermeiden. Beispielsweise startete Lyreco 2024 in Berlin ein Pilotprojekt für Büromaterial-Lieferungen per E-Lastenrad – eine Maßnahme, die den städtischen Lieferverkehr entlastet. In der Tat verursachen städtische Lieferfahrten etwa 25 % der verkehrsbedingten CO₂-Emissionen, sodass Cargo-Bikes hier einen großen Unterschied machen können.
Zeitfenster-Management: Legen Sie Anlieferzeiten in verkehrsarme Randstunden, um Staus und Stop-and-Go-Verkehr mit hohem Ausstoß zu vermeiden. Moderne Buchungssoftware (Slot-Management für Laderampen) hilft, ESG-optimierte Lieferzeitfenster einzuhalten.
Mikro-Hubs und Konsolidierung: Arbeiten Sie mit zentralen städtischen Mikro-Depots (z.B. Container oder Lagerflächen in der Nähe) und bündeln Sie Lieferungen. Vom Mikro-Hub aus kann die letzte Meile emissionsfrei per Lastenrad oder E-Van erfolgen. Solche City-Logistik-Konzepte reduzieren Fahrten ins Stadtzentrum und damit Emissionen, Lärm und Unfälle.
Ladeinfrastruktur bereitstellen: Richten Sie am Dienstleister-Eingang Ladepunkte für E-Lieferfahrzeuge ein. Damit unterstützen Sie Speditionen beim Umstieg auf E-Mobilität und verankern das Bild eines fortschrittlichen, grünen Gebäudebetriebs. Auch Blauer-Engel-zertifizierte Ladegeräte könnten zum Einsatz kommen, da das Umweltzeichen für strenge Umweltstandards steht.
Inklusiver Zugang und soziale Beschäftigung
Ein inklusiver, barrierefreier Lieferanteneingang stellt sicher, dass sowohl die Infrastruktur als auch die Personalpolitik den sozialen Nachhaltigkeitszielen entsprechen. Barrierefreiheit bedeutet, dass Zugangszonen ohne Hindernisse für alle Menschen nutzbar sind – von der Servicetechnikerin mit Werkzeugkoffer über den älteren Kurierfahrer bis zur Mitarbeiterin im Rollstuhl. Soziale Inklusion wiederum umfasst die bewusste Einbindung von Menschen unterschiedlichster Hintergründe in die Arbeitsprozesse, etwa durch Beschäftigung von Personen mit Behinderung im Pförtner- oder Security-Team.
Gerade im Servicebereich können Unternehmen hier als vorbildliche Gastgeber auftreten:
Barrierefreie Gestaltung: Nach deutscher Norm DIN 18040 (Barrierefreies Bauen) ist das Ziel, bauliche Anlagen so zu gestalten, dass sie „für Menschen mit Behinderung in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und ohne fremde Hilfe zugänglich und nutzbar“ sind. Praktisch umgesetzt heißt das am Lieferanteneingang: Rampen statt oder zusätzlich zu Treppen, ausreichend breite Türen ohne Schwellen, rutschfeste Böden und gut beleuchtete, kontrastreiche Markierungen. Eine Kombination aus Rampe und Stufen bietet maximale Nutzbarkeit und kommt vielen Nutzergruppen zugute – Eltern mit Kinderwagen, Menschen mit Rollator, Lieferanten mit Transportkarren und Rollstuhlfahrern gleichermaßen. Unternehmen sollten prüfen, ob der Lieferbereich den Vorgaben aus der Arbeitsstättenverordnung und dem Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) entspricht, und ggf. bauliche Nachrüstungen einplanen (z.B. automatische Türöffner, abgesenkte Klingel- und Gegensprechanlagen). Barrierefreiheit ist nicht nur gesetzliche Pflicht für öffentliche Gebäude, sondern auch ein Qualitätsmerkmal eines integrativen Unternehmens.
Inklusive Personalpolitik: Am Lieferanteneingang beschäftigtes Personal – etwa Sicherheitspersonal, Empfangskräfte oder Lageristen – kann gezielt aus inklusiven Programmen rekrutiert werden. Viele Facility-Services-Dienstleister in Deutschland beschäftigen bereits Mitarbeitende mit Behinderungen in unterschiedlichen Positionen. Die Klüh-Gruppe etwa, ein großer Multidienstleister, betont, dass Inklusion für sie „selbstverständlich“ ist und dass Menschen mit Handicap in Bereichen wie Reinigung, Security und Catering tätig sind. Der Vorteil: Inklusive Teams bereichern das Unternehmen, fördern ein vorurteilsfreies Arbeitsklima und zeigen externen Partnern gelebte Vielfalt. Zudem haben Studien gezeigt, dass Mitarbeiter mit Behinderung häufig sehr engagiert und loyal sind – was auch Kunden zunehmend honorieren. Laut Klüh wird bei manchen Ausschreibungen inzwischen nachweisbare Inklusion explizit vorausgesetzt.
Ein anderes Beispiel ist die Geiger FM, die gemeinsam mit sozialen Trägern Integrationsunternehmen gegründet hat:
Weisen Sie barrierefreie Routen und Parkplätze deutlich aus (Piktogramme “Rollstuhl” etc.). Eine beschilderte barrierefreie Lieferroute signalisiert allen Besuchern, dass Inklusion ernst genommen wird.
Schulen Sie alle Mitarbeiter am Serviceeingang in inklusiver Kommunikation: z.B. respektvoller Umgang mit Menschen mit Handicap, einfache Sprache bei Bedarf, Hilfsbereitschaft anbieten.
Kooperieren Sie mit Inklusionsbetrieben oder sozialen Werkstätten bei der Besetzung offener Stellen (Hausmeisterhilfe, Poststelle, Pforte). Auch Langzeitarbeitslose oder Geflüchtete können über soziale Träger eingebunden werden. Programme der Bundesagentur für Arbeit oder Integrationsämter bieten Unterstützung und Fördermittel.
Bieten Sie angepasste Arbeitszeiten und ergonomische Arbeitsplätze an, um Mitarbeiter mit körperlichen Einschränkungen einzubinden. Eine elektrifizierte Scherenhebebühne für Lasten etwa erleichtert die Arbeit für alle – inklusive Mitarbeitende profitieren besonders.
Ein inklusiver Serviceeingang spiegelt soziale Verantwortung wider und verbessert sogar die Abläufe: Wenn Zugänge bequem und sicher sind, profitieren Lieferanten und Mitarbeiter gleichermaßen. Und wenn das Personal divers und sensibilisiert ist, entsteht ein positives Miteinander, das letztlich die CSR-Kultur des ganzen Hauses stärkt.
Ethische Beschaffung und Lieferanten-Onboarding
Jeder externe Lieferant oder Dienstleister, der durch den Serviceeingang kommt, ist Teil der Wertschöpfungskette – und damit auch Teil der Verantwortung des Unternehmens. Ethisches Sourcing und ein strenges Lieferanten-Onboarding stellen sicher, dass nur Partner auf das Gelände kommen, die den CSR-Standards genügen. In Zeiten des deutschen Lieferkettengesetzes (LkSG) ist dies nicht nur eine Frage der Moral, sondern auch der rechtlichen Compliance:
Große Unternehmen müssen Menschenrechte und Umweltstandards entlang der gesamten Lieferkette überwachen:
Lieferantenauswahl und -prüfung: Bereits vor Vertragsabschluss sollten Kriterien zu Arbeitsschutz, fairen Arbeitsbedingungen, Umweltschutz und Anti-Korruption in die Lieferantenauswahl einfließen. ISO 20400 (Nachhaltige Beschaffung) gibt hier Leitlinien, wie Nachhaltigkeitsaspekte ins Beschaffungsmanagement integriert werden können. Das Standardwerk definiert nachhaltige Beschaffung als Einkauf, der die positiven Umwelt-, Sozial- und Wirtschaftsfolgen maximiert und negative Auswirkungen minimiert. Praktisch bedeutet das: Bitten Sie potenzielle Lieferanten um Selbstauskünfte oder Zertifikate (z.B. ISO 14001 für Umweltmanagement, SA8000 für Arbeitsbedingungen, EcoVadis-Rating o.Ä.). Führen Sie bei kritischen Dienstleistungen (z.B. Entsorgung gefährlicher Abfälle) eigene Due-Diligence-Prüfungen durch, ggf. inklusive Vor-Ort-Audit beim Anbieter.
Verhaltenskodex für Lieferanten: Ein schriftlicher Supplier Code of Conduct sollte Bestandteil jedes Liefervertrags sein. Darin legt das Unternehmen verbindlich fest, welche Standards der Lieferant einhalten muss – etwa Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit, Einhaltung von Arbeitszeit- und Mindestlohnregelungen, Umweltauflagen (z.B. kein Einsatz verbotener Chemikalien) und Null-Toleranz bei Korruption. Viele Konzerne und öffentliche Auftraggeber verlangen die Unterzeichnung solcher Kodizes im Rahmen des Onboardings. Wichtig ist, dass diese Regeln nicht nur auf dem Papier bestehen, sondern auch kommuniziert und überprüft werden. Zum Onboarding gehört daher eine Schulung/Einweisung neuer Lieferanten in die geltenden Verhaltensregeln und Sicherheitsvorschriften am Standort. Beispiel: Ein neues Reinigungsunternehmen sollte vor dem ersten Einsatz durch den Facility Manager gebrieft werden – inklusive Hinweis, dass z.B. nur umweltfreundliche (Blauer Engel zertifizierte) Reinigungsmittel verwendet werden dürfen.
Lieferkettengesetz und Dokumentation: Das 2023 in Kraft getretene Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) verpflichtet große Unternehmen (ab 1.000 Mitarbeitern) zur Einhaltung menschenrechtlicher und umweltbezogener Sorgfaltspflichten. Wichtig dabei: Auch kleinere Zulieferer können indirekt betroffen sein, wenn sie Teil der Lieferkette eines großen Unternehmens sind. Für Facility Management heißt das: Dienstleister wie Facility Manager, Wartungsfirmen oder Reinigungsservices werden als Teil der Lieferkette gesehen und müssen ihrerseits Compliance nachweisen. Praktisch umsetzen lässt sich dies durch Risikobewertung und Vertragspflichten: Führen Sie für jeden wichtigen Lieferanten eine Risikoanalyse durch (Landesrisiken, Branchenrisiken) und halten Sie die Ergebnisse fest. Lassen Sie sich von Lieferanten z.B. jährlich bestätigen, dass sie die im Code of Conduct geforderten Standards einhalten (ggf. über Fragebögen oder Online-Plattformen). Bei höheren Risiken (z.B. Einsatz von Subunternehmern in Hochrisikoländern) sollten weitergehende Nachweise verlangt werden.
Positivbeispiele aus der Praxis: Unternehmen veröffentlichen auf ihren Einkaufs-Websites klar die Erwartungen an Lieferanten hinsichtlich Menschenrechten, Arbeitsbedingungen und Umwelt und unterzieht neue Lieferanten einer Nachhaltigkeitsprüfung. Viele Unternehmen setzen auf etablierte Zertifikate und Audits: etwa TÜV-Siegel für nachhaltige Lieferkette oder Mitgliedschaft in Brancheninitiativen (wie der Electronics Watch für IT-Geräte, oder die Clean Clothes Kampagne in Textilservices). Im Gebäudekontext könnte man z.B. vom Catering-Lieferanten erwarten, dass er fair gehandelten Kaffee liefert und lokale Bio-Produkte bevorzugt, oder vom Technikwartungsanbieter, dass er nach ISO 45001 (Arbeitsschutz) zertifiziert ist.
Unterm Strich gilt: Lieferanteneingang = Verantwortungseingang. Wer hier Zutritt erhält, muss die Werte des Unternehmens teilen. Ein stringentes, ESG-orientiertes Lieferantenmanagement – von der Auswahl über das Onboarding bis zur regelmäßigen Überprüfung – schützt nicht nur vor Skandalen, sondern verbessert auch die Qualität der Zusammenarbeit. Schließlich arbeitet es sich besser mit Partnern, die faire und nachhaltige Geschäftspraktiken pflegen.
Transparente Kommunikation und Messaging
Ein Lieferanten- oder Serviceeingangsbereich bietet eine hervorragende Bühne, um die ESG-Commitments eines Unternehmens sichtbar zu machen. Durch Beschilderung, Aushänge und interaktive Informationen kann man allen, die hier ein- und ausgehen – seien es Lieferantenfahrer, Handwerker oder eigene Mitarbeiter – die Nachhaltigkeitsanstrengungen des Gebäudes und der Organisation vermitteln.
Transparenz schafft Vertrauen und signalisiert, dass CSR nicht hinter verschlossenen Türen bleibt:
ESG-Signage im Lieferantenbereich: Nutzen Sie Wände und Türen für klare Botschaften. Zum Beispiel könnte ein Schild mit dem Unternehmensleitbild oder den Nachhaltigkeitszielen angebracht werden: „Unser Gebäude ist CO₂-neutral seit 2025“ oder „Wir begrüßen Sie in einem DGNB-zertifizierten Green Building – Nachhaltigkeit ist unser Standard“. Auch Piktogramme und Kurztexte funktionieren gut: Etwa ein grünes Symbol mit LKW und der Aufschrift „Low-Emission Delivery Zone“ kennzeichnet den Bereich als emissionsarmen Anlieferpunkt. Wichtig ist, dass die Botschaften kurz, prägnant und mehrsprachig (mindestens Deutsch/Englisch) sind, damit alle Zielgruppen sie verstehen. Neben Umweltbotschaften können auch soziale Botschaften kommuniziert werden, z.B.: „Diversity-Charta-Unterzeichner – Wir schätzen Vielfalt“. Solche Aushänge untermauern die Glaubwürdigkeit in der CSR-Kommunikation.
QR-Codes und digitale Infos: Moderne Ansätze binden digitale Inhalte ein. Ein QR-Code an der Wand, versehen mit „Scan me – Mehr über unsere Nachhaltigkeit“, ermöglicht es Wartenden, Details zu erfahren. Durch Scannen könnten Lieferanten etwa zum Nachhaltigkeitsbericht, zu einem kurzen Video über die Gebäudefunktionen (Solaranlage auf dem Dach, Regenwassernutzung etc.) oder zu aktuellen ESG-News des Unternehmens gelangen. Das macht die Wartezeit im Ladebereich informativ. Studien zeigen, dass QR-Codes das Engagement erhöhen und Umweltthemen interaktiv und zugänglich vermitteln können. Wichtig: Platzieren Sie den Code so, dass er leicht erreichbar und scanbar ist (auf Augenhöhe, genügend Licht). Geben Sie einen Hinweis, was den Nutzer erwartet („Scan für unsere Green Initiatives“). So wird der Serviceeingang quasi zum kleinen ESG-Schaukasten.
Informationsmaterial und Aushänge: Halten Sie für Lieferanten und Besucher Infoblätter oder Broschüren bereit, die CSR-Maßnahmen erläutern. Beispielsweise ein laminiertes Merkblatt „Nachhaltigkeit am Standort XY“: mit Fakten (Ökostrom, Abfalltrennung, soziales Engagement der Belegschaft) und ggf. Kontakten (Ansprechpartner ESG-Officer). Diese können an einer Infotafel ausliegen oder dem Lieferdokument beigefügt werden. Auch ein kleines „Dashboard“ im Eingangsbereich ist denkbar: etwa ein Whiteboard oder Bildschirm, der Kennzahlen zeigt – z.B. aktuelle Recyclingquote, bereits eingesparte CO₂-Menge durch E-Fahrzeuge usw. Solche Echtzeit-Daten wirken greifbar und motivierend.
Verhaltenshinweise und Transparenz: Neben der Selbstdarstellung sollten auch klare Hinweise für Besucher nicht fehlen, um Transparenz und korrektes Verhalten zu fördern. Etwa ein Aushang: „In diesem Gebäude gelten die Verhaltensregeln XYZ; bei Fragen wenden Sie sich an [Name]/Empfang“ oder „Bitte unterstützen Sie uns: Rauchen nur in Zone X, Abfälle bitte trennen, Motor abstellen beim Warten“. Diese Hinweise erinnern alle im Liefereingang daran, aktiv mitzuwirken – sei es beim Energie sparen (nicht die Tür offen stehen lassen im Winter) oder beim respektvollen Umgang.
Praxisbeispiel: Ein großes Münchner Bürogebäude hat im Lieferanteneingang eine Nachhaltigkeits-Pinnwand installiert. Dort hängen das Umweltzertifikat (ISO 14001) des Gebäudes, Informationen zur jährlichen Spendenaktion der Mitarbeiter und ein QR-Code zum aktuellen Nachhaltigkeitsbericht aus. Jeder Dienstleister sieht so auf einen Blick, dass hier Nachhaltigkeit ernst genommen wird. Ein anderes Unternehmen verteilt an LKW-Fahrer regelmäßig Flyer mit Verhaltenskodex (z.B. Parken, Leerlauf vermeiden, Sicherheitshinweise), inklusive einem Abschnitt zu den Nachhaltigkeitszielen.
Transparente Kommunikation an dieser „hinteren“ Schnittstelle zeigt: Wir haben nichts zu verbergen und sind stolz auf unsere ESG-Leistungen. Das stärkt auch die Reputation bei Lieferanten – die wiederum dieses Bild nach außen tragen. Wenn ein externer Techniker wahrnimmt, dass er in einem vorbildlichen nachhaltigen Gebäude arbeitet, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass er positiv darüber berichtet. So wird der Serviceeingang zum Multiplikator für die CSR-Botschaft des Unternehmens.
Schulung des Service-Personals
Das beste Konzept nützt wenig, wenn die Menschen vor Ort nicht wissen, wie sie es umsetzen sollen. Mitarbeiterschulungen sind deshalb ein zentraler Baustein, um CSR- und ESG-Prinzipien im Lieferanteneingangsbereich zu verankern. Insbesondere das Personal, das am Serviceeingang arbeitet – Wachleute, Pförtner, Empfangskräfte, Lageristen – sollte gezielt in Nachhaltigkeits- und Verantwortlichkeitsthemen eingewiesen werden. Sie agieren als „Botschafter“ vor Ort und stellen sicher, dass die Richtlinien im Alltag gelebt werden.
Inhalte der Schulungen: Ein Trainingsprogramm für Servicegate-Mitarbeiter sollte mehrere Aspekte abdecken:
Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz: Nach ISO 45001, dem internationalen Standard für Arbeitsschutzmanagement, ist das Ziel, Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten zu reduzieren und die körperliche wie mentale Gesundheit der Beschäftigten zu fördern. Konkret heißt das Schulung zu sicheren Abläufen (z.B. richtiges Sichern der Ladefläche, Verhalten bei Gefahrgut), Benutzung von Schutzausrüstung, Ergonomie beim Heben von Lasten etc. Auch Erste-Hilfe-Kenntnisse und Notfallpläne gehören dazu.
Umweltbewusstes Handeln im Alltag: Vermitteln Sie dem Personal, wie es selbst zur Nachhaltigkeit beitragen kann: Licht aus in unbenutzten Räumen, Heiztore nur kurz öffnen, Müll korrekt trennen (ggf. Schulung in Abfallarten), Lecks oder tropfende Hähne sofort melden. Jede Handlung zählt. Auch der Umgang mit umweltfreundlichen Produkten (z.B. Reinigungsmittel mit Blauem Engel, energiesparende Geräte) kann Teil der Schulung sein – inklusive warum diese gewählt wurden (Unabhängiges Umweltzeichen mit anspruchsvollen Kriterien).
Umgang mit externen Lieferanten (Sozialkompetenz): Hier geht es um Service- und Diversitätsschulungen. Mitarbeiter lernen, alle Lieferanten fair und respektvoll zu behandeln, unabhängig von Herkunft oder Behinderung (Stichwort: Charta der Vielfalt). Rollenspiele können helfen: Wie reagiere ich, wenn ein Fahrer wenig Deutsch spricht? Wie erkläre ich geduldig unsere Sicherheitsregeln? Ziel ist, ein höflicher, hilfsbereiter und inklusiver Umgangston am Eingang.
Antikorruption und Compliance: Gerade im Beschaffungsumfeld ist Schulung zu ethischem Verhalten essenziell. Den Mitarbeitern muss klar sein, dass das Annehmen von Geschenken oder Gefälligkeiten (z.B. der Handwerker bietet „Trinkgeld“ fürs schnelle Entladen) nicht zulässig ist, um jeglichen Anschein von Bestechung zu vermeiden. Unternehmen können hier auf interne Verhaltenskodizes zurückgreifen oder Standards wie ISO 37001 (Anti-Bribery Management) als Leitlinie nehmen. Wichtig ist praxisnah zu erklären: Was ist korruptives Verhalten? Wo melde ich Verdachtsfälle? (Siehe auch Whistleblowing weiter unten.)
Notfall- und Vorfallsmanagement: Ein ESG-anspruchsvolles Unternehmen muss auch auf Krisen vorbereitet sein – sei es ein Arbeitsunfall, ein Umweltaustritt (z.B. Chemikalienleck) oder ein Konflikt. Schulung sollte daher Sicherheitsdrills (Feueralarm, Evakuierung) umfassen, aber auch Soft Skills: Deeskalationstraining, Umgang mit Konflikten am Tor (z.B. ein Lieferant ohne Zugangsdokumente). Ziel: Das Team bleibt in schwierigen Situationen souverän und handelt nach Protokoll.
Methodik: Schulungen können in Form von Workshops, E-Learning-Modulen oder „Training on the Job“ stattfinden. Einige Facility-Unternehmen haben eigene Schulungsakademien, um Mitarbeiter regelmäßig fortzubilden. Geiger FM beispielsweise betont, dass eine eigene Akademie und ständige Weiterbildung Teil der Firmenphilosophie sind. In der Praxis kann ein Mix sinnvoll sein: Jährliche Pflichtunterweisungen (Arbeitssicherheit, Compliance) kombiniert mit kurzen monatlichen Toolbox-Meetings, in denen z.B. ein Nachhaltigkeitstipp vorgestellt wird („Im Oktober: So spart ihr Heizenergie am Tor“). Auch der erwähnte ESG-Guide von Goldbeck, der intern Facility Manager schult und up-to-date hält, zeigt einen möglichen Weg, Wissen intern zu teilen.
Motivation und Einbindung: Schulung sollte nicht als lästige Pflicht gesehen werden, sondern die Mitarbeiter motivieren. Betonenen Sie den Stolz auf bereits Erreichtes: z.B. „Wir haben 2024 null Arbeitsunfälle geschafft“ oder „Dank euch werden 95% unseres Abfalls recycelt“. Vielleicht prämieren Sie sogar ESG-Champions im Team – etwa der Sicherheitsmitarbeiter, der eine clevere Idee zur Energieeinsparung hatte, bekommt Anerkennung. Ein solcher Ansatz fördert die ESG-Kultur.
Es sind gut informierte und motivierte Mitarbeiter der Schlüssel, um die ESG-Standards im Alltag aufrecht zu erhalten. Sie sind die erste Anlaufstelle für Lieferanten und damit Aushängeschild des nachhaltigen Gebäudebetriebs. Investitionen in ihr Wissen und Bewusstsein zahlen sich in Form reibungsloser Abläufe, höherer Sicherheit und gelebter Nachhaltigkeit aus.
Governance- und Compliance-Sichtbarkeit
Ein oft übersehener Aspekt: Governance und Compliance sollten auch im Lieferantenbereich sichtbar sein. Das schafft Vertrauen und unterstreicht die Glaubwürdigkeit der CSR-Bemühungen. Konkret geht es darum, Zertifikate, Audits und Richtlinien offen zu kommunizieren und Verstöße proaktiv vorzubeugen.
Zertifikate und Auszeichnungen aushängen: Wenn Ihr Unternehmen oder Gebäude nach bestimmten Standards zertifiziert ist – beispielsweise ISO 45001 (Arbeitsschutz), ISO 14001 (Umweltmanagement), ISO 9001 (Qualität) oder EMAS (Öko-Audit) – sollten Sie dies am Serviceeingang kenntlich machen. Eine Tafel „Zertifiziertes Managementsystem“ mit den Logos der jeweiligen Norm signalisiert: Hier wird nachprüfbar nach hohen Standards gearbeitet. Geiger Facility Management etwa rühmt sich einer Dreifachzertifizierung in Umweltschutz, Arbeitsschutz und Qualität und nutzt dies als Bestandteil seiner Markenphilosophie. Solche Zertifikate kann man in Kopie am Eingang aushängen. Auch Branchen-Siegel (wie GEFMA 163-1 für nachhaltiges FM, falls vorhanden) oder Auszeichnungen (z.B. „Bester Arbeitgeber“, „Integrationspreis“) können hier platziert werden, sofern relevant für CSR. Sie untermauern, dass unabhängige Dritte das Engagement bestätigt haben – was gegenüber Lieferanten und Besuchern Professionalität vermittelt.
Audit- und Compliance-Hinweise: Manche Unternehmen zeigen an ihren Standorten die Ergebnisse interner Audits oder Compliance-Statistiken an. Ein klassisches Beispiel sind Sicherheits-Scoreboards: Ein Schild „X Tage ohne Unfall“ erinnert ständig an das gemeinsame Ziel Null Unfälle und motiviert zur Wachsamkeit. Solche Anzeigen können digital oder manuell geführt werden und geben dem Thema Arbeitsschutz Präsenz. Ebenso denkbar: Ein Indikator für „Liefertreue“ oder Qualität („98% aller Lieferungen 2024 ohne Beanstandung“), der die Leistung aller Partner würdigt.
Anti-Korruptions-Maßnahmen vor Ort: Um jede Form von Bestechung oder unlauterem Verhalten zu unterbinden, sollten klare Regeln sichtbar sein. Beispielsweise ein Aushang: „Hinweis: Keine Geschenke oder Gefälligkeiten! Unsere Mitarbeiter dürfen keine persönlichen Geschenke annehmen. Melden Sie Verdachtsfälle unter Tel. XYZ.“ Dies ist nicht misstrauisch gemeint, sondern schafft Klarheit. Im Bauwesen sieht man manchmal Schilder „Bestechung zwecklos“ – in abgewandelter Form kann das auch am Wareneingang gelten. In Deutschland verpflichtet das seit 2023 geltende Hinweisgeberschutzgesetz (HinSchG) Unternehmen ab 50 Mitarbeitern, interne Meldekanäle für Whistleblower einzurichten. Bewerben Sie diese ruhig offen: z.B. „Wir haben eine Meldestelle für Fehlverhalten. Hinweise anonym unter www...“. Das signalisiert, dass das Unternehmen Integrität groß schreibt und Fehltritte konsequent angeht. Lieferanten wissen dann: Korruptionsversuche oder Regelverstöße werden nicht toleriert.
Zugangskontrolle und Dokumentation: Governance zeigt sich auch in der Art, wie Zugänge verwaltet werden. Setzen Sie auf ein professionelles Besuchermanagement-System: Registrierung aller Besucher und Lieferanten (ggf. vorab), Ausgabe von Besucherausweisen, Überprüfung von Führerscheinen/Sicherheitsunterweisungen bei Fahrern etc. Weisen Sie am Eingang darauf hin: „Bitte halten Sie Ihren Ausweis bereit – wir setzen auf Sicherheit und Transparenz“. Das kann ergänzt werden durch Datenschutzhinweise (EU-DSGVO) für Besucher, damit auch hier Compliance gewahrt bleibt.
Beispielhafter Aushangplan: An der Servicepforte hängt eine Info-Wand mit folgenden Elementen:
Kopie der ISO 45001 und ISO 14001 Zertifikate des Standorts (mit Gültigkeitsdatum).
Arbeitssicherheits-Scoreboard: „Wir sind seit 120 Tagen unfallfrei – Safety First!“
Schild: „Unser Verhaltenskodex gilt auch für Lieferanten – lesen Sie die Kurzfassung hier.“ (Darunter die wichtigsten Punkte gelistet.)
Hinweis auf die Whistleblower-Hotline oder Online-Meldeplattform (anonym, mehrsprachig).
Vielleicht sogar ein Organigramm: „Diese Personen sind verantwortlich: HSE-Manager: Herr/Frau X, Compliance-Beauftragter: Herr/Frau Y.“ So wissen Lieferanten bei Bedarf, an wen sie sich wenden können.
All dies fördert eine Kultur der Offenheit und Rechenschaft. Mitarbeiter und externe Partner sehen, dass Regeln nicht im Verborgenen gehalten werden, sondern man sich zu ihnen bekennt. Die Governance am Lieferanteneingang wird so greifbar – was letztlich Vertrauen schafft. Ein Lieferant, der die Professionalität und Transparenz spürt, wird eher geneigt sein, seinerseits Regeln zu befolgen und fair zu agieren.
Credo
CSR endet nicht an der Empfangstheke – sie setzt sich an der Laderampe fort. Die Lieferanten- und Serviceeingänge sind die verborgenen Lebensadern eines Bürogebäudes: Hier kommen Waren, Pakete und Dienstleister täglich an, hier laufen Sicherheit und Logistik zusammen. Genau an diesen Knotenpunkten zeigt sich, ob ein Unternehmen seine ESG-Grundsätze konsequent umsetzt oder ob sie nur auf Hochglanzbroschüren existieren. Die in diesem Artikel beschriebenen Maßnahmen verdeutlichen, dass nachhaltiges und verantwortungsvolles Handeln in jedem „Back-of-House“-Prozess verankert werden kann – vom emissionsfreien Lieferverkehr über den barrierefreien Zugang und die inklusive Personalpolitik bis hin zu ethischen Lieferbeziehungen, transparenter Kommunikation, gut geschultem Personal und sichtbar gelebter Compliance.
Für Facility Manager, Nachhaltigkeitsbeauftragte und Einkaufsleiter heißt das: Der Serviceeingang verdient strategische Aufmerksamkeit. Mit relativ überschaubaren Investitionen und organisatorischen Anpassungen lässt sich eine große Wirkung erzielen – operativ wie reputativ. Ein grüner, sicherer, inklusiver Lieferbereich erhöht die Effizienz (weniger Unfälle, reibungslosere Abläufe), verbessert die Beziehungen zu Zulieferern (durch Fairness und klare Standards) und motiviert die Mitarbeitenden (Stolz auf einen nachhaltigen Arbeitsplatz). Gleichzeitig wird die Außendarstellung gestärkt: Besucher und Partner erleben konsistent, dass CSR kein Selbstzweck, sondern gelebte Praxis ist – vorne wie hinten im Haus.
Am Ende führt kein Weg daran vorbei, die „last mile“ der Nachhaltigkeit auch im eigenen Gebäude anzugehen. Wer ESG zur Chefsache erklärt, sollte den Blick einmal durch den Lieferanteneingang riskieren: Sind hier Dieselabgase, Hektik und Unordnung vorherrschend? Oder Ordnung, Sicherheit und Nachhaltigkeit? Die Antwort darauf beeinflusst maßgeblich, ob man die gesteckten ESG-Ziele wirklich erreicht.
Insgesamt gilt: CSR am Serviceeingang ist eine Teamleistung. Sie erfordert das Zusammenspiel von Facility Management, HR, Einkauf und Unternehmensleitung – aber auch das Mitmachen der Lieferanten und Dienstleister. Die guten Nachrichten: Die dafür nötigen Werkzeuge – von internationalen Standards über nationale Initiativen bis zu kreativen Best Practices – stehen bereit. Jetzt heißt es, sie konsequent anzuwenden. So wird der unscheinbare Lieferanteneingang zum Leuchtturm der Nachhaltigkeit im Unternehmensalltag. Front of House und Back of House folgen dann ein und demselben Prinzip: Verantwortung übernehmen – jeden Tag, an jedem Eingang.
Umsetzung von CSR/ESG am Lieferanteneingang – Maßnahmen und Beispiele
Handlungsfeld | Maßnahme/Initiative | Beispiel aus der Praxis |
---|---|---|
Lokale, grüne Logistik | Regionalen Lieferanten den Vorzug geben; E-Fahrzeuge, Lastenräder einsetzen; Lieferzeiten optimieren. | Lasten-E-Bikes für Auslieferungen. |
Barrierefreier Zugang | Rampen und breite Türen installieren; Wegweisung barrierefrei gestalten; keine Stufen/Schwellen. | Kombination aus Rampe & Treppe am Eingang – nutzbar für Rollstühle, Rollatoren, Lieferkarren. |
Inklusive Personalpolitik | Bewerber mit Handicap einstellen; Zusammenarbeit mit Inklusionsfirmen; Diversity-Schulungen. | Unternehmen beschäftigt Menschen mit Behinderung in Reinigung & Security; 40% Handicap-Personal. |
Ethisches Lieferanten-Onboarding | Lieferantenkodex fordern; Nachhaltigkeits-Risikoprüfung; Einweisung in Verhaltensregeln. | Lieferkettengesetz gilt (indirekt) für FM-Dienstleister; E.ON prüft Nachhaltigkeitskriterien bei neuen Lieferanten. |
Transparente ESG-Kommunikation | Aushänge zu Nachhaltigkeitszielen; ESG-Infoscreen; QR-Code zum Nachhaltigkeitsbericht. | Infowand mit ISO 14001 Zertifikat & QR-Link Bericht im Wareneingang (Beispiel München); Schilder „Niedrig-Emissions-Zone“ für LKW. |
Mitarbeiterschulungen | Regelmäßige Trainings zu Arbeitssicherheit, Umwelt, Anti-Korruption, inklusivem Verhalten. | FM betreibt eigene Schulungsakademie; ESG-Guide schult intern FM zu Nachhaltigkeit. |
Governance & Compliance sichtbar | Zertifikate aushängen (ISO 45001/14001 etc.); Sicherheits-Scoreboards; Hinweisgebersystem bekannt machen. | Tafel mit Dreifach-Zertifizierung Umweltschutz/Arbeitsschutz/Qualität im Eingang; Schild „X Tage unfallfrei“; Hotline-Hinweis (HinSchG). |
Übergreifendes Management | Zusammenarbeit FM, HR, Einkauf für ESG-Ziele; KPI Monitoring; Feedback von Lieferanten einholen. | GEFMA 163-1 Leitfaden „ESG im FM“ definiert klare Rollen und Maßnahmen. |